Wohnbau Wieslocher Strasse

Walldorf, DE

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Die Stadt Walldorf plant, den Wohnungsbestand durch die Bebauung von zwei Baugrundstücken im Neubaugebiet „Walldorf-Süd 2. Bauabschnitt“ zu erweitern und somit zusätzlichen geförderten Wohnraum zu schaffen. In diesem Zuge soll neuer, ansprechender Wohnraum für eine breite Gruppe der Bevölkerung entstehen, welcher langfristig genutzt werden kann.

STÄDTEBAULICHES | ARCHITEKTONISCHES KONZEPT

Der Bebauung der beiden Wettbewerbsgrundstücke kommt eine hohe städtebauliche Bedeutung zu:

Sie markiert an der Stadtzufahrt den Eingang zum Neubaugebiet, sie dient als nordöstliches „Rückgrat“ des Quartiers, welche das Wohngebiet zur lärm beaufschlagten Wieslocher Straße hin abschirmt und vermittelt an einer anspruchsvollen Schnittstelle. Sie bildet zur Straße hin eine klare Raumkante und setzt nach Südwesten ein Pendant zur vergleichsweise klein gekörnten Umgebungsbebauung.

Die Setzung und Höhenentwicklung der Baukörper folgen dem Bebauungsplan. Durch die Gliederung der Fassaden in das Sockelgeschoss und die Obergeschosse, verbunden mit der unterschiedlichen Materialwahl und Proportionierung wird die Strenge der Randbebauung aufgelöst. Die Sockelzone übernimmt aus der Perspektive der Passant: innen eine vermittelnde Funktion: Großzügige Durchgänge, die Hauseingänge zu den Treppenhäusern und die Tiefgarageneinfahrten lockern den großformatigen Rahmen und erzeugen eine Angemessenheit zum Ort.

ERSCHLIESSUNG | STELLPLÄTZE | DURCHWEGUNG

Die gesamte Erschließung – die Hauszugänge, Müllräume, Tiefgarageneinfahren – erfolgt an den Straßenfassaden, somit werden die durch die Randbebauung entstehenden Innenhofbereiche für eine differenzierte Gestaltung mit hoher Aufenthaltsqualität freigespielt.

Alle Müllräume wurden – für Bewohner und die Entsorgungsbetriebe barrierefrei erreichbar – im Erdgeschoss in die Gebäude integriert.

Das Stellplatzangebot befindet sich größtenteils in zwei Tiefgaragen, welche über die Dietrich-Bonhoeffer-Straße erschlossen werden. Weitere Stellplätze wurden oberirdisch direkt an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße angeordnet. Die Fahrradabstellplätze wurden ebenfalls größtenteils in den Tiefgaragen untergebracht ergänzt mit weiteren oberirdischen Fahrradstellplätzen an den Hauseingängen.

Die beiden Gebäude werden jeweils von einem großzügigen und multifunktionalen Weg durchzogen. Er dient als Erschließung, Begegnungszone, Retentionsfläche, Spiel- und Verweilbereich und stellt eine direkte Verbindung zu den südwestlich gelegenen Nachbarn dar.

TREPPENHÄUSER | AUFZÜGE

Aus wirtschaftlichen Gründen wurde in den Häusern ohne Staffelgeschoss auf einen Aufzug verzichtet, das freie Treppenauge ist jedoch so dimensioniert, dass das Nachrüsten eines Aufzugsschachts möglich ist und somit auch die Wohnungen dieser Häuser schwellenfrei erreicht werden können.

KONSTRUKTION

Holz als nachwachsender Rohstoff, eine CO2 freie Energieerzeugung und eine kompakte und damit energieoptimierte Bauweise stellen einen wirksamen Beitrag zum klimagerechten Bauen dar.

Aufgrund der Anforderungen nach einer energiesparenden Bauweise und dem allgemeinen Ziel, einen möglichst hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen zu verwenden, schlägt der Verfasser vor, die Gebäude in Konstruktion und Ausbau größtenteils aus Holz herzustellen:

  • Die Außenhülle soll in Holzständerbauweise ausgeführt werden. Die Konstruktion wird aus Brandschutzgründen mit Gipsfaserplatten gekapselt.
  • Die Fassade wird mit vertikal ausgerichteten Holzlamellen bekleidet. Horizontale Stahlbänder gliedern die Fassade und dienen als Abschottung gegen den Brandüberschlag.
  • Tragende Innenwände und Decken werden als Brettsperrholzelemente ausgeführt. Die Brettsperrholzdecken behalten eine sichtbare Holzunterseite. Diese Umsetzung bedeutet eine Abweichung zum Baurecht. Alternativ können die Brettsperrholzdecken baurechtskonform ebenfalls gekapselt werden.
  • Als Fußboden wird ein robustes Industrieparkett vorgeschlagen.
  • Als Fenster sind Holz/Aluminium Konstruktionen vorgesehen.

Das Untergeschoss und die Tiefgarage sind als Betonkonstruktion geplant.

AUSSAGEN ZUM KONZEPT ZUR WIRTSCHAFTLICHKEIT

Trotz der differenzierten Grundrisse sind die Tragstruktur der Gebäude und die Anordnung der Ver- und Entsorgungsschächte konsequent übereinander liegend. Durch serielles und standardisiertes Bauen und einen hohen industriellen Vorfertigungsgrad im Holzbau können wirtschaftlich zu errichtende Gebäude und eine kurze Bauzeit gewährleistet werden.

Die Tragstruktur im Allgemeinen ist vom Ausbau getrennt, wodurch eine zukünftige Anpassbarkeit der Grundrisse gegeben ist.

MATERIALIEN | FASSADE | BEGRÜNUNG

Die Ausführung des Gebäudes hauptsächlich in Holzbauweise soll sich auch in der Gestaltung der Fassade wiederfinden. Daher wird eine vertikal ausgerichtete Holzfassade aus farbig lasierten Holzlamellen vorgeschlagen. Im Bereich des Erdgeschosses wird die Holzkonstruktion mit einer verputzten Holzfaserdämmung verkleidet. Der Sockel wird aus Gründen der Feuchtebeständigkeit aus eingefärbtem Sichtbeton Fertigteilen ausgeführt. Horizontale Stahlblech Bänder gliedern die Fassade und dienen als Abschottung gegen den Brandüberschlag.

Die Fallarmmarkisen im Bereich der Loggien, Senkrechtmarkisen als Sonnenschutz an den Fenstern und Klappläden im Erdgeschoss erzeugen als Moment der Bewegung in der Statik des Baukörpers ein reizvolles Fassadenspiel. Durch die Markisen und Klappläden kann der Nutzer den gewünschten Grad an Intimität oder Ein- und Ausblick steuern, und der sommerliche Wärmeschutz wird gewehrleistet.

Die Großteils durch Tiefgaragen unterbauten Innenhöfe werden intensiv begrünt und erhalten eine modellierte Innenhoflandschaft mit Hügeln und Mulden als Retentionsflächen. Das Grün der Höfe wird an den Fassaden fortgeführt: Die Stirnseiten der Gebäude werden komplett begrünt und großzügige Pflanztröge auf den Loggien ergänzen das Grünangebot.

SCHALLSCHUTZ

Die Fassaden der Nordost-Seiten zur Wieslocher-Straße fungieren als Schallbarriere und schirmen das Wohngebiet und die Innenhöfe vom Lärm ab. Um über die Durchgangsöffnungen im Erdgeschoss den Schall nicht in die Innenhöfe zu transportieren, werden die Oberflächen der Durchgänge schallabsorbierend ausgeführt und vor den Öffnungen an der Grundstücksgrenze Glastafeln als Schutzmaßnahme installiert. Diese fügen sich in ihrer farbig abgestimmten transparenten Optik in die Gesamterscheinung ein und bilden einen gestalterischen Auftakt der Durchwegungen.

WOHNUNGEN

Die städtebaulichen Kennzahlen wurden in der Entwicklung der Gebäude maximal ausgenutzt. So entstehen auf beiden Grundstücken insgesamt 64 Wohnungen.

Das Spektrum reicht von 1,5-Zimmer- und 2-Zimmer-Wohnungen über 3-, 4- und 5-Zimmerwohnungen bis hin zu Clusterwohnungen für 2 oder 3 Bewohner: innen.

Durch den geschossweisen Wohnungsmix von senioren-, single- und familiengerechten Wohnungen sowie Wohngemeinschaften werden das gemeinschaftliche Zusammenleben mehrerer Generationen sowie die soziale Mischung gefördert.

Die Barrierefreiheit wurde berücksichtigt, und 18 Wohnungen sind überdies uneingeschränkt mit Rollstuhl benutzbar.

Um das Wohnen im Erdgeschoss zu attraktiveren, wurde das Niveau auf das Hochparterre gehoben.

GEBÄUDETECHNIK

HEIZUNG

Für die Energieversorgung der Wohngebäude wird eine CO2 freie Erzeugung der Medienträger präferiert. Daher wird eine Tiefengeothermie bzw. eine Flächengeothermie unter der Bodenplatte konzipiert. Weiterhin kann zusätzlich zur Photovoltaikanlage eine Solarthermie geplant werden. Auch ist eine Kombination aus Photovoltaik und Solarthermie durch die Nutzung von PVT Modulen möglich. Aufgrund der geografischen Lage des Wohngebietes können die solaren Erträge auch im Frühjahr und Herbst genutzt werden. Mithin könnte durch die Kombination der solaren und geothermischen Energieerzeugung die im Winter entzogene Energie der Geothermie durch den solarthermischen Überschuss im Sommer zurückgeführt werden. Hierbei wird der Wirkungsgrad der Anlage erheblich verbessert.

Die Energiezentrale wird im Gebäude 2 errichtet. Hier werden die Anlagenkomponenten wie Wärmepumpe, Pufferspeicher und Regelung installiert. Von da aus werden beide Gebäude versorgt und erhalten eine Übergabestation mit Pufferspeicher.

Für die Beheizung der Wohnflächen wird eine Fußbodenheizung geplant. Für die notwendige Bereitstellung des benötigten Warmwasserbedarfes wird in jeder Wohnung eine Wohnungsstation installiert. Hierbei handelt es sich um eine spezielle kleine Übergabeeinheit, bestehend aus einem Wärmetauscher zur Trinkwassererwärmung und dem Verteiler der Fußbodenheizungsanschlüsse. Aus der Nutzung solcher Wohnungsstationen ergeben sich mehrere Vorteile: Zum einen sind in diesen Stationen die Zähler für die Messung der Energie- und Wasserverbräuche bereits vorhanden. Des Weiteren entstehen durch die nutzerspezifische Erzeugung des benötigten Warmwasserbedarfes je Wohneinheit keinerlei Wärme– und Zirkulationsverluste im Rohrnetz, da in jeder Einheit nur eine Kaltwasserleitung installiert werden muss.

SANITÄR

Zur Rückhaltung des Regenwassers im Starkregenfall werden Retentionsflächen ausgewiesen: Die Dachflächen werden mit extensiver und teils intensiver Dachbegrünung ausgeführt. Weitere Möglichkeiten der Retention bestehen im Einbau von Rückhaltesystemen, in die Grünflächen auf dem Tiefgaragendach werden Mulden zur Regenwasserversickerung modelliert, und die oberirdischen Parkplatzflächen werden mit einem wasserdurchlässigen Belag ausgeführt. Die beiden die jeweiligen Grundstücke durchquerenden Wege stellen eine multifunktionale Retentionsfläche dar, die Wege werden als Regenwasserkorridore mit Gefälle zu Rückhaltesystemen vorgesehen.

LÜFTUNG

In den Wohnungen wird eine entsprechend der DIN 18017 geforderte Wohnungsbe- und entlüftungsanlage installiert. Über Fensterfalzlüfter wird eine entsprechende Menge an Außenluft in die Wohnräume geführt und über das Abluftelement im Bad über Dach transportiert. Hierbei wird eine bedarfsgerechte Entlüftung und die Verhinderung von biophysikalischen Veränderungen der Bausubstanz garantiert. Die in der Abluft noch vorhandene Energie wird im Bereich des Dachlüfters entzogen und dem Energiekreislauf der Heizungsanlage wieder zugeführt.

Alternativ kann die kontrollierte Wohnungslüftung dezentral mit einem in die Fenster integrierten Einzelraumlüfter mit Wärmerückgewinnung erfolgen. Dadurch kann komplett auf brandschutztechnische Bekleidungen von Lüftungskanälen verzichtet werden.

  • Ort
    Walldorf | DE
  • Jahr
    2022
  • Typologie
    Wohnbauten
  • Status
    nicht realisiert
  • Auslober
    Stadt Walldorf
  • Verfahrensart
    Nicht offener Realisierungswettbewerb gem. RPW
  • Team
    Roger Christ | Julia Christ | David Lee Hunter
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